Kirchenlieder

O Haupt voll Blut und Wunden

1. O Haupt voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden
mit einer Dornenkron,
o Haupt, sonst schön gekrönet
mit höchster Ehr und Zier,
jetzt aber höchst verhöhnet,
gegrüßet seist du mir!

2. O edles Angesichte,
davor das Reich der Welt
erschrickt und wird zu nichte,
wie bist du so entstellt,
wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
dem sonst kein Licht mehr gleichet,
so schmachvoll zugerichtet?

3. Nun, was du, Herr, erduldet,
ist alles meine Last,
ich hab es selbst verschuldet,
was du getragen hast.
Schau her, hier steh ich Armer,
der Zorn verdienet hat;
gib mir, o mein Erbarmer,
den Anblick deiner Gnad.

4. Erkenne mich, mein Hüter,
mein Hirte, nimm mich an!
Von dir, Quell aller Güter,
ist mir viel Guts getan;
dein Mund hat mich begabet
mit wunderbarem Trost,
dein Geist hat mich gelabet
mit reicher Himmelskost.

5. Ich will hier bei dir stehen,
verachte mich doch nicht;
von dir will ich nicht gehen,
wenn dir dein Herze bricht;
wenn dein Haupt wird erblassen
im letzten Todesstoß,
alsdann will ich dich fassen
in meinen Arm und Schoß.

6. Ich danke dir von Herzen,
o Jesus, liebster Freund,
für deines Todes Schmerzen,
da du's so gut gemeint.
Ach gib, dass ich mich halte
zu dir und deiner Treu,
und wenn ich einst erkalte,
in dir mein Ende sei.

7. Wenn ich einmal soll scheiden,
so scheide nicht von mir;
wenn ich den Tod soll leiden,
so tritt du dann herfür;
wenn mir am allerbängsten
wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten
kraft deiner Angst und Pein.

8. Erscheine mir zum Schilde,
zum Trost in meinem Tod
und lass mich sehn dein Bilde
in deiner Kreuzesnot.
Da will ich nach dir blicken,
da will ich glaubensvoll
fest an mein Herz dich drücken:
wer so stirbt, der stirbt wohl.


[Lied, Autor: Paul Gerhardt (1607-1676)]












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